Stimme der
Orthodoxie

Internetversion der Zeitschrift "Stimme der Orthodoxie" der Russischen Orthodoxen Diözese Deutschlands des Moskauer Patriarchats

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Stimme der Orthodoxie, 2/1999

Olga Großmann, 125-jähriges Jubiläum der Russischen Orthodoxen Kirche zu Dresden.

 

Am Sonntag, dem 6, Juni, feierte die Gemeinde der Russischen Orthodoxen Kirche zu Dresden das 125.jährige Jubiläum ihres Gotteshauses, das im Jahre 1874 auf den N amen des Ehrwürdigen Simeon zum Wunderbaren Berge, dem Schutzpatron des Stifters der Kirche, geweiht wurde. Die Ikone des Heiligen Simeon kann heute auf der Ikonostase, der den Gebetsraum der Kirche vom Altarraum trennt, bewundert werden.

Der Förderer des Kirchenbaus und der hauptsächliche Geldgeber, Staatsrat Simeon von Vikulin, widmete diese Kirche den Bekennern des orthodoxen Glaubens in Dresden und Umgebung, damit diese Menschen in einem nach den Kanones der russisch-byzantinischen Baukunst errichteten Gotteshaus beten können. Mit diesem Bau wurde die Stadt Dresden gleichzeitig um ein architektonisches Kleinod bereichert.

Dem Kirchenjubiläum ging am Sonnabend, dem 5. Juni, ein theologisches Seminar voraus. Im Vortrag zum Thema "Die Russische Orthodoxe Kirche in Deutschland 1933-l945" sprach der Journalist Gleb Rahr aus München praktisch aus seinen eigenen bitteren Erfahrungen über das schwere Schicksal der orthodoxen Gläubigen aus östlichen Ländern. Erzpriester Prof. Wladimir Ivanov (Berlin/München) beschrieb die theologischen Grundlagen der Ikonenverehrung, die im Laufe der byzantinischen Geschichte durch schwere Prüfungen erschüttert wurde, ehe eine Geisteshaltung sich manifestierte, die die vergeistlichte sakrale Gestalt der Ikonen als einzige der orthodoxen Liturgie entsprechende Form akzeptierte.

Prälat Dr. Albert Rauch (Regensburg) sprach über den "Beitrag der Russisch-Orthodoxen Kirche zum 2. Vatikanischen Konzil". Das russische theologische Gedankengut, das während der "siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft" der Russischen Orthodoxen Kirche entstand, d.h. während der Sowjetherrschaft, wurde im Westen studiert und blieb nicht ohne Folgen für alle christlichen Kirchen.

Zur Jubiläumsfeier am Sonntag kamen viele Gäste aus nah und fern. Die feierliche Liturgie zelebrierten Erzbischof Kliment von Kaluga, der Abgesandte des Patriarchen von Moskau, und Erzbischof Feofan von Berlin und Deutschland. Ihnen zur Seite standen die aus Deutschland und Rußland angereisten Geistlichen. Unter ihnen war auch Priester Michal Dandar, der als Geistlicher der Kirche 1971-80 vorstand, und das 100.jährige Kirchenjubiläum mit der Dresdner orthodoxen Gemeinde gefeiert hat. Die liturgischen Gesänge füllten mit selten schönen Klängen den mit Betenden und Interessierten dicht gefüllten Kirchenraum und ließen eine Atmosphäre außerordentlicher Festlichkeit entstehen.

Zu Beginn des Gottesdienstes wurde dem Geistlichen der Kirche, Erzpriester Georgij Davydov, für langjährige Arbeit im Dienste der Kirche sowie für seine besonderen Verdienste um die Entfaltung des Gemeindelebens und um die Erneuerung des Gotteshauses die Mitra verliehen. Gegen Ende des Gottesdienstes übergab Erzbischof Kliment Diakon Gottfried Reinhard und einigen Gemeindegliedern Auszeichnungen im Namen des Patriarchen von Moskau und Gesamtrußland, Aleksij II.

Zum Abschluß des Gottesdienstes zogen die Betenden unter melodischem Glockengeläut zur Prozesion um ihre Kirche. Die Geistlichen, gekleidet in Gewänder aus goldenem Brokat, trugen das Evangelium, Kreuze, Ikonen und Kirchenfahnen; Ihnen folgten die Gläubigen mit brennenden Kerzen in den Händen.

Die Prozession endete mit Gebeten, die auf den zum Gotteshaus führenden Stufen gesungen wurden. Viele Dresdner bewunderten diesen glanzvollen Brauch. Am Nachmittag blieb die Kirche für Besucher offen. In mehreren Führungen konnten sie sich über die Geschichte des Kirchenbaus, über seine Architektur und die Besonderheiten der orthodoxen Sakralbauten, über die 1000jährige Geschichte der Orthodoxie in Rußland und nicht zuletzt über die Umstände, die zur Räumungsklage seitens der Auslandskirche geführt haben, informieren.

Auf der Wiese neben der Kirche wurde mit eifriger Unterstützung des Deutschen Russischen Kulturinstitutes e.V. ein Volksfest durchgeführt. Den Besuchern wurden musikalische Darbietungen, Tee aus dem Samowar, russisches Gebäck und Souvenirs angeboten.

Um 17 Uhr fand dann ein offizieller Empfang in der Kirche statt. Zu den geladenen Gästen sprachen Erzbischof Kliment von Kaluga, der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Joahim Reinelt, Landesoberkirchenrat Graupner und der Oberbürgermeister der Stadt Dresden, Dr. Herbert Wagner. Alle Redner unterstrichen die besondere Bedeutung der Russischen Orthodoxen Kirche in Dresden für die ökumenischen Verbindungen mit Rußland, mit Moskau wie auch mit der Dresdner Partnerstadt St.Petersburg. Diese Verbindungen hatten im Laufe der 125 Jahre eine wechselvolle Geschichte durchgemacht. Es waren aber immer wieder die Geistlichen der russischen Kirche, die Kontakte zu Christen anderer Konfessionen suchten und pflegten. Auch der heute an der russischen Kirche wirkende Geistliche, Erzpriester Georgij Davydov, ist ständig bemüht, die ökumenische Arbeit zum Wohle aller Christen in Dresden und seiner Umgebung zu verrichten. Das äußert sich auch in der Herzlichkeit, mit der die lutherischen und katholischen Geistlichen Erzpriester Georgij Davydov begegnen, mit welcher Sorge sie den Gerichtsprozeß bezüglich der Räumungsklage verfolgen und mit ihm zusammen für die Dresdner Orthodoxe Gemeinde des Moskauer Patriarchats beten. Nach dem offiziellen Empfang gab es im restauriertem Gemeindesaal im Untergeschoß der Kirche einen Imlbiß, der zu einem regen Gedankenaustausch genutzt wurde.

Olga Großmann

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