Stimme der
Orthodoxie

Internetversion der Zeitschrift "Stimme der Orthodoxie" der Russischen Orthodoxen Diözese Deutschlands des Moskauer Patriarchats

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WEIHNACHTSBOTSCHAFT DES HOCHHEILIGEN PATRIARCHEN ALEXIJ II.
VON MOSKAU UND GANZ RUSSLAND (2003)

Der Heiland kam von oben zu uns herab,
Er ist der Aufgang über alle Aufgänge,
und die wir alle in der Finsternis und im Schatten waren
h
aben die Wahrheit gefunden,
denn von einer Jungfrau wurde der Herr geboren.

/Luzinarium des Festtages/

 

Im Herrn geliebte hochgeweihte Eminenzen und Mitbrüder, ehrwürdige Väter, gottliebende Mönche und Nonnen, gottesfürchtige Laien – meinem Herzen teure Kinder unserer Heiligen Mutter-Kirche! Sie alle beglückwünsche ich zum großartigen und freudevollen Fest der Geburt Christi!

Die Heilige Nacht der Christgeburt stellt für uns alljährlich eine immerwährende und lebendige Wiederholung jener Nacht dar, als die Engel erstmals sangen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen Seines Wohlgefallens" (Lk. 2: 14). In einer armseligen Höhle in Bethlehem wird der Schöpfer des Himmels und der Erde geboren, der Anfang aller Anfänge, der von Anbeginn Seiende. Er wird auf der Erde geboren, um in allem dem Menschen ähnlich zu werden – in allem, außer der Sünde. An diesem heiligen Festtag erscheint vor unseren geistigen Blicken das Christkind, das rührend und schutzlos in der Krippe liegt, wie alle Säuglinge. Der Allmächtige Gott verbirgt Seine Kraft und Seine Herrlichkeit um des Menschen willen, damit Er, nachdem Er das großartige Erlösungswerk vollbracht hat, unserem Leben den abhanden gekommenen Sinn zurückgibt und zugleich ein für die Menschen nachahmbares Vorbild der Rechtschaffenheit und der Heiligkeit offenbart.

In dieser freiwilligen Armut, in dieser kindlichen Hilflosigkeit, welche der Heiland freiwillig auf Sich zu nehmen geruhte, offenbart sich das große Mysterium der Liebe Gottes zu uns Sündern: "Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott Seinen Eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch Ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: Nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und Seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat" (I Jh. 4: 9-10).

Nicht mit Gewalt möchte uns Christus bekehren, sondern uns durch Liebe an Sich binden, uns durch das erhabene Wort des Evangeliums den Weg des Heils eröffnen, durch das Kreuz die Sünde und den Tod überwinden. Deshalb, meine Lieben, besteht der wahre Sinn des Lebens vornehmlich darin, mit demütiger Dankbarkeit und Ehrfurcht diese große Gabe Gottes anzunehmen, sich der heilenden und lebensspendenden Kraft dieser Liebe unterzuordnen und diese mit aller Kraft, nach ganzem Vermögen und mit ganzem Verstand zu erwidern. Dann werden sich unsere Herzen auch gegenüber den uns umgebenden Menschen öffnen, so dass wir lernen werden, jeden, den uns der Herr auf unserem Lebensweg schickt so anzunehmen, wie wir Ihn Selbst aufnehmen würden. Diese Liebe wird uns lehren, alle unsere Werke – die großen und die kleinen – in ihrem Namen, zu Gottes Ehre zu vollbringen.

Meine Lieben! Lasst uns diese Freude über den in der armseligen Höhle Geborenen, die wir heute erneut erleben dürfen, - diese dankbare Liebe zu Ihm - in die Welt hinaustragen und diese Freude mit all denen teilen, die Gott noch nicht entdeckt und den Weg in die Kirche noch nicht gefunden haben; die erschöpft und verzagt sind in dieser Welt, die sich an deren gefahrvollen Scheidewegen verirrt haben. Lasst uns Werke der Barmherzigkeit vollbringen und nicht betrübt sein, wenn unsere Kräfte gering, unsere Möglichkeiten begrenzt sind, vollbrachte Wohltaten uns gering und bedeutungslos erscheinen, - selbst wenn wir angesichts des harten Schicksals eines anderen außer Gebeten und Stoßseufzern zum Herrn nicht weiter zu helfen imstande sind. Lasst uns nicht trübsinnig sein, denn all das nimmt unser gnädiger und liebevoller Vater an, Der ja schon für einen Becher kühlen Wassers, der in Seinem Namen gegeben wird, eine himmlische Belohnung verspricht (Mk. 9: 14). Und unsere Liebe wird nicht erschöpft sein, denn niemals versiegt der Quell, der ihr das Leben schenkte. Tausende von Menschen bedürfen heute dieser Liebe, die "langmütig und barmherzig ist, ... nicht eifert, ... nicht mutwillig, ... nicht hochmütig ist" (I Kor. 13: 4).

Millionen unserer Landsleute leiden und tragen schwere Lasten, eine Unzahl an Kindern irrt überall in unserem Land verwahrlost herum; die Jugend verfängt sich in den Netzen verschiedener fremdländischer Lehren und gibt sich geistiger und körperlicher Unzucht hin; Drogensucht und Alkoholismus weiten sich aus. Es ist bitter, all das ansehen zu müssen. Die Heilige Mutter-Kirche bemüht sich nach Kräften, dem Volk dabei zu helfen, jenen geistlichen Halt zu erlangen, ohne den der Mensch in Zeiten schwerer Prüfungen nicht bestehen kann. Niemandem verwehrt sie diese geistliche Unterstützung und ruft sanftmütig in Erinnerung: "Nur Eines tut Not" (Lk. 10: 42) – das, was das wichtigste im Leben ist kann man nur innerhalb der kirchlichen Umzäunung finden.

Die Kirche wird sich immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Einmütigkeit unter Menschen und Völkern einsetzen, Machthaber und Gesellschaft zu friedlichen Lösungen von Konflikten, zum Aufbau eines menschenwürdigen Lebens, zur Sorge um jeden Einzelnen, der in den Staaten der Gemeinschaft, im Baltikum, Europa oder in der ganzen Welt lebt, auffordern. Darin besteht auch das Wesen der Partnerschaft zwischen der Kirche und dem Staat bzw. anderen weltlichen Mächten – einer Partnerschaft, die wir anstreben und die schon heute spürbare Ergebnisse zeitigt.

Erinnern wir uns an die Worte unseres Herrn Jesu Christi: " ... Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll so sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener" (Lk. 22: 25-26) . So lasst uns also diese Liebe und diese Demut des "Königs der Könige und des Herrschers aller Herrschenden" in unseren Herzen bewahren, die sich uns allen an diesem freudenerfüllten Tage Seiner Geburt auf Erden auftut, damit wir danach auch die großartige Herrlichkeit Seiner Auferstehung schauen mögen. Jeder soll auf dem Platz, den ihm der Herr zugewiesen hat, mit Glauben, Hoffnung und Liebe seine Aufgabe erfüllen – so, als ob es für den Herrn Selbst geschehen würde, - ohne dafür eine Belohnung oder Anerkennung von den Menschen zu erwarten. Indem wir so handeln, werden wir auch unserem irdischen Vaterland dienen können. Erinnern wir uns: Solange das Russische Land viel gebetet und eifrig Kirchen Gottes gebaut hat, solange es gefastet hat und wohltätig gewesen ist und somit die vom Heiland gebotene Liebe offenbarte – solange blühte und dehnte es sich aus. Doch sobald das Licht des Glaubens an Christus und der tatkräftigen Liebe im Volke zu erlöschen begann, verlor unsere Heimat ihre Macht und ihre Stärke und geriet unter das Joch der Feinde Gottes, welche sie in eine geistliche Einöde zu verwandeln strebten.

Durch Gottes Vorsehung ist die Heilige Rusī nicht untergegangen, und wir glauben daran, dass das neue Jahrhundert ihr eine neue Blüte bringen wird. Das zurückliegende Jahr hat uns Anlass zur Festigung dieses Glaubens gegeben: Die Wiedererrichtung und der Bau neuer Gotteshäuser im ganzen Russischen Land und in anderen Staaten, wo Orthodoxe leben, welche ihr Heil im Schoße unserer Heiligen Mutter-Kirche finden, schritt weiter voran; das monastische Leben lebte neu auf in zahlreichen Klöstern, Pfarrgemeinden konsolidierten sich in Städten und Dörfern unseres von Gott behüteten Vaterlandes, religiöse Bildung sowie kirchlicher Sozialdienst konnten weiter verbessert und ausgeweitet werden.

Durch Gottes Gnade konnten wir dies alles im abgelaufenen Jahr bei Hirtenreisen in Eparchien unserer Kirche mit den eigenen Augen sehen: Im Bruderland Belarus und in der Hauptstadt Sibiriens Novosibirsk, in der alten Stadt Riazanī und in der Stadt des Heiligen Petrus, in Tambov und in Kostroma, in Tomsk und in Astrachanī - überall waren wir Zeugen der Liebe des Gottesvolkes zu seiner Kirche und zu ihren Dienern sowie der aufopferungsbereiten Bemühungen zur Wiederauferstehung der Orthodoxie in unserem Vaterland.

Das kommende Jahr wird ein besonderes sein für unsere Heilige Kirche, denn es jährt sich zum hundertsten Male die Verherrlichung des ehrwürdigen Seraphim von Sarov im Chor der Heiligen. Vor hundert Jahren erhielt unser Volk ein wundervolles Zeichen: Auf dem Firmament der Heiligen Rusī erstrahlte ein Gottgefälliger, in dessen hervorragendem geistlichen Kampf und in dessen großartiger Nächstenliebe um Christi willen die Heilige Rusī erneut ihr Antlitz zu zeigen vermochte. So wollen wir den himmlischen Beistand unseres warmherzigen Fürbitters Väterchen Seraphim erflehen und fest daran glauben, dass durch seine heiligen Gebete unser irdisches Vaterland für alle Zeiten orthodox bleiben wird.

Geliebte Brüder und Schwestern, mögen unsere Herzen am heiligen Festtage der Geburt Christi offen sein für die Worte des Apostels: "Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben" (I Jh. 4: 11). Lasst uns Gott lieben, indem wir Seinem Wort gehorsam sind. Wollen wir bemüht sein, Seinen Willen in Taten der Liebe zu erfüllen. Wollen wir alle die Vereinigung mit Ihm im Gebet und den Mysterien der Kirche suchen. Und an diesem fröhlichen Tage Seiner Geburt wollen wir Christus mit dem demütigen Bekenntnis entgegenschreiten: "Herrlich lieb habe ich Dich, Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter" (Ps. 18: 2-3). So möge dann auch das Licht, das zu Bethlehem erstrahlte, auch unsere Seelen erhellen! Mögen wir alle im Glauben wachsen! Möge unsere Treue zu Christus und unsere Bereitschaft zur Erfüllung Seines ewigwährenden Gebotes der Liebe gefestigt werden!

In Liebe grüße ich die hochwürdigsten Oberhirten, die gesamte Geistlichkeit sowie alle Kinder unserer Heiligen Kirche und spreche Ihnen meine besten Glückwünsche zum Jahreswechsel aus. Möge das dritte Jahr des XXI. Jahrhunderts friedlich, erbauend und glücklich sein, vor allem aber – heilbringend für einen jeden für uns!

Der Segen des Herrn komme über euch, durch Seine Gnade und Menschenliebe, allezeit, jetzt und immerdar, und in alle Ewigkeit. Amen!

+Aleksij, Patriarch von Moskau und der ganzen Rusī

Fest der Geburt Christi 2002/2003

Moskau

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