Stimme der
Orthodoxie

Internetversion der Zeitschrift "Stimme der Orthodoxie" der Russischen Orthodoxen Diözese Deutschlands des Moskauer Patriarchats

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Nr. 4/1999

 

Patriarch Aleksij II. von Moskau und ganz Rußland

Weihnachtsbotschaft 1999/2000

 

"Die Reiche der ganzen Welt mögen frohlocken und singen.

Die Länder der Heiden mögen sich freuen;

Berge und Täler Hügel und Meer,

Ja, die ganze Schöpfung verherrliche den Herrn,

der Heute geboren worden wird."

(Zum Morgengottesdienst vor dem Fest)

 

Im Herrn geliebte, hochgeweihte Erzhirten, alle treuen Diener und Kinder unserer Heiligen Orthodoxen Kirche!

Nun begehen wir wieder festlich und froh die Geburt des Herrn, unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus! Euch allen, meine Lieben, gratuliere ich herzlich zu diesem großen Fest in seiner wunderbaren, Lichterfüllten Schönheit!

Der heilige Apostel Lukas berichtet uns vom Lobgesang der Engel Gottes, "der Menge der himmlischen Heerscharen", "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden, und den Menschen ein Wohfgefallen" (Lk 2,13-14). Der heilige Apostel Matthäus erzählt von der ehrfürchtigen Anbetung der Weisen aus dem Osten, die dem göttlichen Kinde Christus reiche Gaben gebracht haben: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Mt 2,11).

Meine Brüder und Schwestern! Wir haben das Hochfest der Geburt Christi durch ein 40-tägiges Fasten eingeleitet. Das ist unser bewußter Beitrag zu dem herrlichen Fest heute. Er ist umso wertvoller und gravierender, je aufrichtiger und tiefer unsere Gebete sind, je erhabener und reiner unsere Gedanken und Gefühle, desto zahlreicher unsere guten Werke. Durch Sein Kommen in die Welt ist Christus nicht nur dem Menschen nahegekommen, sondern Er hat Selbst menschliches Fleisch angenommen. Die Inkarnation Gottes ist ein großes Geheimnis, eine Offenbarung Gottes für uns Menschen. Der Herr erwartet von uns, daß auch wir mit unserem ganzen Sein ihm entgegengehen.

Mit Christus und in Christus sein heißt ihn lieben und seine Gebote halten. Mit Christus, dem Retter, werden wir, meine Lieben, alle Schwierigkeiten überwinden.

Sobald wir den Frieden in unserer Seele erhalten, tragen wir damit bei zum Frieden und der Liebe in der Familie, aber auch in unseren Beziehungen zu den Nächsten; und eine auf diesem Grunde errichtete Gesellschaft wird menschlich und gerecht. Wir Orthodoxen sollen jener gute Sauerteig sein, von dem der heilige Apostel Paulus schreibt. Wir sollten als uneigennützige Arbeiter im Weinberg Christi in Sonderheit dem Werk der Versöhnung und der Zusammenarbeit aller Menschen dienen. Unsere heilige Kirche trachtet unablässig danach, ein Herold der Eintracht und des Friedens, und damit des Widerstandes gegen die Zwietracht dieser Welt zu sein.

Die verheerenden Winde politischer und internationaler Konfrontationen ersch5ttern abermals das Leben des Volkes, das ja ohne dies auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet in einer schweren Lage ist. Angesichts der verhängnisvollen Feindschaft und Spaltungen ruft die Kirche immer wieder die Mächtigen und mit ihnen die ganze Gesellschaft zur Einheit und gegenseitiger Hilfe auf, ohne die wir nicht die gegenwärtigen Lasten überwinden werden. Gerade in dieser Absicht haben wir orthodoxen Christen unser gesellschaftliches Mitwirken in Zusammenarbeit mit der Staatsmacht, mit verschiedenen bürgerlichen Vereinigungen und mit allen wohlgesinnten Menschen zu intensivieren.

Die Russische Kirche erhebt ihre Stimme dagegen, daß einzelne Staaten ihren Willen gewaltsam anderen Ländern und Völkern aufdrängen. Die jüngsten tragischen Ereignisse auf dem Balkan sind eine ernste Warnung an alle Menschen der Erde. Ich habe im vergangenen Jahr das leidgeprüfte Jugoslawien besucht in der tragisch schweren Zeit illegitimer Luftangriffe der NATO. Gemeinsam n1it meinem geliebten Bruder in Christus, dem hochheiligen Patriarchen Pavle von Serbien, der Gesamtheit der Geistlichen und des gläubigen Volkes haben wir den Herrn innig um Frieden und Heilung der Wunden und Leiden aller Menschen in Jugoslawien gebeten. Jetzt bitten wir um die Wiederherstellung des Zerstörten und wollen dem brüderlichen Volk dieses Landes beistehen, das so viele Entbehrungen und Leiden erlebt hat.

Liebe Kinder unserer Mutterkirche! Wir sind in das Jahr des großen Jubiläums eingetreten: 2000 Jahre sind seit dem Kommen unseres Herrn Jesus Christus vergangen.

Dieses größte aller Ereignisse in der Geschichte der Menschheit wurde von den meisten seiner Zeitgenossen kaum beachtet, denn Christus erschien nicht in der Pracht göttlicher Herrlichkeit, sondern in der Gestalt eines noch hat die Geburt des Heilandes grundsätzlich die Welt verändert. Allmählich begannen immer mehr Menschen einfachen Standes wie auch die Mächtigen dieser Welt in all den Jahrhunderten aufmerksamer den Geboten Christi zu lauschen und sie zu halten. Die guten Vorstellungen von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, von dem unverzichtbaren Recht des Menschen auf Leben, Freiheit und Würde finden ihre eigentliche Begründung darin, daß jeder Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist.

Dieses Bild erschien den Menschen sichtbar durch die Inkarnation des Herrn Jesus Christus, weshalb auch die vor 2000 Jahren begonnene Ära der Menschheit die christliche genannt wird und unsere Zeitrechnung mit diesem Ereignis beginnt.

Nunmehr begeht betend die Gesamtheit der orthodoxen Christen dieses Jubiläum und ihnen gesellte sich die Ganze christliche Welt, wie auch die säkulare Gesellschaft zu. Für uns, meine Geliebten, wird die Freude dadurch noch stärker, daß wir mit unseren eigenen Augen in unserer Kirche sichtbare Erscheinungen göttlicher Barmherzigkeit wahrnehmen. Die Russische Orthodoxe Kirche wächst von Kraft zu Kraft und kann zunehmend den Menschen ihre spirituellen, ethischen und kulturellen Werte enthüllen.

Wir danken dem Herrn für all seine Großmut, die wir im vergangenen Jahr erlebt haben. Demütig fallen wir vor Ihm nieder im innigen Herzensgebet, daß das begonnene Jahr eine gesegnete, für einen jeden von uns und für alle Menschen der Erde angenehme und günstige Zeit werde; damit auch wir mit euch und die künftigen Generationen in Frieden und Wohlstand leben können "mit allem Anstand in und Reinheit", das aber heißt: mit Christus und in Christus sein.

Im Herrn geliebte bischöfliche Mitbrüder, redliche Väter, achtbare Mitarbeiter der Kirche, Mönche und Nonnen, Brüder und Schwestern! Abermals gratuliere ich euch von ganzem Herzen zu dem welterlösenden Hochfest der Geburt Christi! Vor 2000 Jahren in Bethlehem geboren, bewahre uns Christus der Retter alle Tage unseres irdischen Lebens! Der Friede und Segen unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.

 

+ ALEKSIJ, Patriarch von Moskau und ganz Rußland

Fest der Geburt Christi 1999/2000, Moskau.

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